Bis heute gibt es kein Budget, der Gebärdensprachdolmetscher im privaten Bereich finanziert. Somit stehen gehörlose Menschen weiterhin vor kommunikativen Barrieren, wenn sie sich zum Beispiel in einem Autohaus beraten lassen oder eine Stadtführung mitmachen möchten. An zwei Tagen im September wird sich das ändern: Dolmetscher werden kostenlos zur Verfügung stehen.
Für genau diese Situationen hat sich der Berufsverband der Gebärdensprachdolmetscher/-innen Berlin/Brandenburg e.V. (BGBB) etwas Besonderes ausgedacht. Während der International Week of the Deaf – oft auch kurz „Deaf Week“ genannt – vom 18. bis 24. September 2017 bieten sich Gebärdensprachdolmetscher für kostenlose Einsätze an. An zwei ausgewählten Tagen werden sie an verschiedenen Orten Berlins bereitstehen. Gehörlose können einfach vorbeikommen und die verfügbaren Dolmetscher kostenlos in Anspruch nehmen – und zwar für den Freizeit-Bereich. „Es ist uns wichtig, der Deaf-Community etwas zurückzugeben“, so der Verband.
„Wir wissen: Taube Menschen müssen in vielen Freizeit-Bereichen den Dolmetschenden selbst bezahlen“, ist weiter auf der BGBB-Webseite zu lesen. „Dazu gehört zum Beispiel eine Beratung beim Shoppen, eine Stadt-Führung auf dem Schiff oder das Gespräch beim Blut-Spenden. Das finden wir sehr schade! Deshalb möchten wir bei der Deaf Week in diesem Jahr etwas Besonderes anbieten: Mietet uns – kostenlos!“ Wo und wann sich die Gebärdensprachdolmetscher während der Deaf Week finden, steht auf dieser Webseite.
Der BGBB e.V. ist die Interessenvertretiung der Gebärdensprachdolmetscher/-innenaus Berlin und Brandenburg. Die International Week of the Deaf wurde 1958 vom Weltverband der Gehörlosen (WFD) ins Leben gerufen und wird seitdem jedes Jahr in der dritten oder vierten Septemberwoche zelebriert. Mit dieser weltweiten Veranstaltung wollen Gehörlose auf sich aufmerksam machen und für bessere Rechte einsetzen. In Berlin findet dabei regelmäßig ein Straßenfest in der Friedrichstraße statt, organisiert vom Gehörlosenverband Berlin. 2017 fällt das Datum auf den 23. September, angekündigt wurden 15 bis 20 Info- und Aktionsstände.
Foto: Sage Ross/flickr