Gehörlose Eltern fordern mehr Geld für Dolmetscher

Mehr Dolmetscherbudget für gehörlose Eltern gefordert

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Ein hörendes Kind bekommt beinahe keinen Kitaplatz, weil die Einrichtung sich nicht mit seinen gehörlosen Eltern verständigen konnte. Dies erlebte ein gehörloses Paar in Stuttgart. Grund ist, dass der Staat die Kosten für die benötigten Gebärdensprachdolmetscher nicht übernimmt. Laut einem Artikel der Stuttgarter Nachrichten musste außerdem ein gehörloser Vater sein Amt im Elternbeirat nach zwei Jahren aufgeben – aus dem gleichen Grund. „Es kann doch nicht sein, dass sich das nach 30 Jahren noch immer nicht geändert hat“, sagte Janina Dieudonné, eine betroffene Mutter.

Diese und ähnliche Fälle beklagt der Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg. „Aktuell ist die Finanzierung von Dolmetscherkosten für Elternabende und Elterngespräche eine freiwillige Leistung des Sozialministeriums.“ Pro Jahr würden rund 80.000 Euro zur Verfügung gestellt – viel zu wenig, wie der Landesverband sagt. Außerdem befinde sich diese Finanzierung auf wackeligen Beinen, sie stehe „jedes Jahr auf dem Prüfstand“ heißt es. Daher fordert der Landesverband einen gesetzlichen Anspruch auf Gebärdensprachdolmetscher bei Gesprächen mit Erziehern und Lehrern. Auch etwa für Elternbeiratssitzungen, schulische Veranstaltungen und Infoabende soll dieser Anspruch gelten. Außerdem soll mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.

Für diese Forderungen wurde gemeinsam mit der Gehörlosen-Dolmetscher-Vermittlungszentrale Baden-Württemberg und dem Berufsfachverband der GebärdensprachdolmetscherInnen Baden-Württemberg eine Unterschriftenaktion gestartet, adressiert an den baden-württembergischen Sozialminister Manfred Lucha. Bis zum 31. Juli 2017 können Unterstützer ihre digitale Unterschrift in dieser Online-Petition abgeben. Darüber hinaus ist es möglich, Unterschriftenlisten auszufüllen und an den Landesverband zuzuschicken.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels stand, dass das hörende Kind von Janina Dieudonné keinen Kitaplatz bekam. Dabei stützten wir uns auf den Artikel der Stuttgarter Nachrichten. Laut Janina Dieudonné handelt es sich jedoch um einen Fehler. Für ihre Tochter konnte sie sich doch einen Platz in der gewünschten Kita erkämpfen, schrieb sie in einer E-Mail an uns.

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