Kurzhaarige Frau mit Headset telefoniert

Japan plant Telefondolmetschdienst für Gehörlose

In den kommenden Jahren soll in Japan ein Telefondolmetschdienst für gehörlose Menschen aufgebaut werden, wie verschiedene japanische Onlineportale berichten. Das geht aus Plänen hervor, die eine Arbeitsgruppe der Ministerien für das Innere, Kommunikation und Gesundheit entwickelt hat. Der Dienst soll ähnlich viel kosten wie ein normaler Telefonanruf. Da sich der Dienst auch an Menschen mit Artikulationsschwierigkeiten richtet, ist davon auszugehen, dass es sowohl Gebärdensprach- als auch Schriftvarianten gibt. In Japan soll es bei einer Bevölkerung von 126 Millionen Menschen gut 350.000 Menschen mit einer Hör- oder Sprachbehinderung geben. Über eine zusätzliche Gebühr für alle Telefonnutzer soll der Dienst finanziert werden. Ein ähnliches Finanzierungsmodell verwenden auch US-amerikanische Relay-Dienste. 

In der Praxis sollen dann Menschen einfach über eine Webseite einen Videoanruf starten können. Der Dienst soll auch für private Angelegenheiten genutzt werden können. Er wird rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr verfügbar sein. Auch Notrufe sollen abgesetzt werden können. Bisher gab es in Japan nur den eingeschränkten Telefondolmetschdienst einer Stiftung und anderer Vereine. Dieser funktioniert beispielsweise nur tagsüber und man kann keine Notrufe absetzen. 

Das erste Land, das Telefondolmetschdienste für Hörbehinderte anbot, war Schweden. Hier wird der Dienst seit seiner Einführung 1996 komplett vom Staat finanziert. Die USA folgten 2002 mit einem über die Umsätze der Telefonfirmen finanzierten Service. So wurden beispielsweise 2007 über 0,72 Prozent Beteiligung 553 Millionen Dollar zusammengetragen. Das machte neben dem Videotelefondolmetschdienst unter anderem auch Textdolmetschdienste und spanischsprachige Varianten des Telefondolmetschens möglich.

In Deutschland erfolgt die Hauptfinanzierung des einzigen Anbieters, Tess, über einen Topf, in den die fünf größten Telekommunikationsunternehmen einzahlen. Im Gegensatz zu den USA und Schweden ist der Dienst in Deutschland für die Nutzer kostenpflichtig und war lange Zeit nur eingeschränkt nutzbar. In den vergangenen Jahren wurde die Funktionalität jedoch nach und nach erweitert. Inzwischen können kostenlos Notrufe über Tess abgesetzt werden. Zudem ist der Dienst seit Juli 2018 rund um die Uhr verfügbar. Im Januar 2019 wurde dann die Grundgebühr für private Telefonate abgeschafft und der Minutenpreis für Gebärdensprachdolmetscher gesenkt. Für dienstliche Telefonate wurden die Preise allerdings erhöht. 

Vorheriger Beitrag
Breite Front gegen Gebärdensprach-Avatare
Nächster Beitrag
Drei Bewerber für den WFD-Vorsitz

Ähnliche Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.