Im Bayerischen Kultusministerium in München wurde am 18. Juli 2019 die Online-Petition „ Gebärdensprache umsetzen! Bilingual – bimodal – endlich normal!“ an den bayerischen Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo übergeben. Vor der symbolischen Übergabe der Petition am gestrigen Donnerstag mit mehreren gehörlosen Kindern fand ein Gespräch mit Vertretern der Vereinigung der Eltern hörbehinderter Kinder in Bayern e.V. (Carsten Lang, Katrin Kermer, Katharina Mitterhuber), dem Gehörlosenverband München und Umland e.V. (Cornelia von Pappenheim) und dem Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V. (Bernd Schneider) statt. In diesem Gespräch, bei dem auch Fachreferenten des Kultusministeriums anwesend waren, wurden die Forderungen der Petition dargelegt.
Magdalena Stenzel, Mutter eines gehörlosen Kindes aus Sachsen und Gründerin des Netzwerkes Bilingual ERleben, hatte die Online-Petition auf der Plattform openPetition initiiert, mit dem Ziel, die Gebärdensprache auf allen Ebenen des Bildungswesen umzusetzen. Gefordert wird in erster Linie die bundesweite Umsetzung des Artikels 24 Abs. 3 und 4 der UN-Behindertenrechtskonvention, in dem das Recht von Menschen mit Hörbehinderung und insbesondere hörbehinderten Kindern auf eine volle und gleichberechtigte, barrierefreie Bildung in Gebärdensprache verankert ist, wie es in einer Pressemitteilung der Elternvereinigung heißt. Unterstützt wurde die Petition von zahlreichen Experten und Verbänden mit Bezug zu Gehörlosigkeit und Gebärdensprache. Im Laufe des Jahres 2018 kamen über 19.000 Unterschriften zusammen. Die Übergabe in Bayern, die in Zusammenarbeit mit der Elternvereinigung erfolgte, ist die erste dieser Art, weitere Übergaben sollen in anderen Bundesländern folgen. Allein in Bayern hatten laut den Initiatoren fast 3.000 Unterstützer die Petition unterzeichnet.
„Auch zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention stehen hörbehinderten Kindern immer noch keine verlässlichen Strukturen für eine gleichberechtigte Bildung in Deutscher Gebärdensprache (DGS) zur Verfügung. Eine bilinguale Förderung hörbehinderter Kinder, also eine Förderung, die auf einem gleichwertigen Einsatz der deutschen Laut-/Schriftsprache und der Deutschen Gebärdensprache beruht, ist bislang die Ausnahme. Es fehlt die Verankerung in der Praxis. Von einem bilingualen Schulangebot für hörbehinderte Kinder sind wir noch weit entfernt“, erklärt der Vorsitzende der Elternvereinigung Carsten Lang.
Dass Kultusminister Piazolo (Freie Wähler) sich bereit erklärt hatte, die Petition als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung entgegenzunehmen, verbuchte die bayerische Elternvereinigung als kleinen Erfolg. Piazolo hörte sich in dem gestrigen Termin die Forderungen aufmerksam an. Am Ende kam von ihm der Vorschlag, dass sich die zuständigen Fachreferenten des Kultusministeriums und die Vertreter der Hörbehindertenverbände zu einem Austausch auf Fachebene zusammenfinden, um die Probleme ausführlich zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Foto: EV/Anton Schneid