Dänische TV-Sendung für Gehörlose: Døvefilm vor dem Aus?

Døvefilm: Dänische TV-Sendung für Gehörlose vor dem Aus?

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Fernsehen in dänischer Gebärdensprache soll ab dem nächsten Jahr abgeschafft werden, nach dem Willen der dänischen Regierung – und zwar ohne jegliche Vorwarnung. Dies verkündete der Gehörlosenverband Dänemarks (Danske Døves Landsforbund, DDL), in einer Pressemitteilung. Im aktuellen Haushaltsplan der dänischen Regierung für das Jahr 2018 wird das TV-Produktionsunternehmen Døvefilm nicht mehr aufgeführt. Wenn das Parlament dem Plan zustimmt, würden „die gehörlosen Menschen in Dänemark das einzige Angebot in ihrer Muttersprache verlieren“, heißt es in der Pressemitteilung.

Døvefilm ist eine freie Produktionsfirma und für viele Gehörlose in Dänemark zu einer wichtigen Institution geworden, vergleichbar mit dem deutschen Sehen statt Hören vom Bayerischen Rundfunk. Beide Sendungen arbeiten hin und wieder zusammen. In diesem Jahr strahlte Sehen statt Hören zwei Gemeinschaftsproduktionen aus. Seit 1963 finanziert der dänische Staat die wöchentliche Fernsehsendung Døvefilm. Von 2004 an erhielt sie jährlich 7,2 Millionen dänische Kronen (umgerechnet knapp 970.000 Euro).

Für das nächste Jahr ist laut DDL keine einzige Krone vorgesehen. Der rechte Flügel der dänischen Regierung plane Steuersenkungen. Die rund 4.000 gehörlosen Zuschauer wären die Opfer, so der dänische Gehörlosenverband. Lars Knudsen, Präsident des DDL, sprach von einer weiteren Ausgrenzung der Gehörlosen und einem Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. In den sozialen Medien sowie in einem Video auf der Døvefilm-Webseite zeigten sich dänische Gehörlose bestürzt von dieser Entscheidung.

Der dänische Gehörlosenverband ist alarmiert und setzt sich für eine Fortführung der Fernsehsendung in dänischer Gebärdensprache ein. Unterstützer können sich diesem Protest anschließen. Dazu wurde in den sozialen Medien eine Kampagne gestartet. Unter dem Hashtag #bevardøvefilm („Døvefilm bewahren“) kann jeder seine Meinung beitragen. Außerdem hatte man eine Online-Petition gegen die geplante Streichung von Døvefilm eingerichtet. Bislang hatten knapp 1.800 Menschen diese unterschrieben.

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